Woher kommt eigentlich „Lingen“? – Dem Stadtnamen auf der Spur

Auf dieser Website fragen wir immer wieder nach dem „Wo“, wenn es um die Stadt Lingen geht. Dabei stellen wir allerlei Dinge vor, die hier passieren und die für Studierende in der Stadt relevant sein können. Trotzdem wissen bestimmt nicht viele derjenigen, die täglich über den Campus laufen, über die Hintergründe der Stadt Bescheid. Zum Beispiel: Wie kam Lingen eigentlich zu seinem Namen? Bei der Beantwortung dieser Frage stößt man auf verschiedene Erklärungen und eine interessante Geschichte.

Ein toter Tyrann und ein Eimer mit Löchern

Die älteste der Theorien beruht auf einer in der Region bekannten Sage. Demnach herrschte in Lingen einst der enorm grausam Machurius. Ein Tyrann, der die Bevölkerung in Schrecken versetzte. Irgendwann regte sich Widerstand gegen ihn. Die Menschen, die um seine Burg wohnten, schlossen sich zusammen und legten Feuer in der Festung. Alles brannte nieder, nur von Machurius fand man keine Überreste und ging daher von seinem Tod aus. Doch so war es nicht: Den Körper des Tyrannen gab es zwar nicht mehr, aber sein Geist lebte weiterhin im Gebiet und verbreitete immer noch Schrecken. Es hieß, er habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Aus Angst vor dem untoten Machurius verließen alle Menschen die Gegend.  

Irgendwann, viele 100 Jahre später, wollte der Sohn des Grafen von Tecklenburg sich hier in dieser nun bevölkerungsarmen Region niederlassen. Man erzählte ihm aber, dass dies kein guter Ort für eine Burg sei. Aufgrund der Taten von Machurius würde eine „schlechte Sprache“ über das Gebiet gesprochen – auf Latein „lingua mala“. Der Adlige ignorierte die Warnungen, baute trotzdem seinen neuen Wohnsitz und taufte ihn auf den Namen „lingua mala“. Davon soll sich der Name „Lingen“ für die späteren, sich um die Burg entwickelnden, Siedlungen abgeleitet haben. Und was geschah mit dem Geist? Der Graf schloss sich mit zwei Mönchen zusammen und diese verbannten Machurius in die moorigen Lande westlich der Ems. Außerdem gaben sie dem Geist einen durchlöcherten Eimer in die Hand. Die Mönche erlaubten den Tyrannen in die Stadt zurückzukehren, aber nur unter der Bedingung, dass er den gefüllten Eimer mitbringen müsse. Eine unmögliche Aufgabe für Machurius, der der Sage nach seitdem nicht mehr in der Stadt erschienen ist. Es wird jedoch behauptet, dass er sich ein Stück angenähert haben soll.

Die komplette Sage könnt ihr euch auch noch einmal auf der Website der Stadt Lingen durchlesen.

Die Lösung liegt (vermutlich) in der Nähe

So, jetzt aber genug mit den Schauermärchen. Eine vernünftige Erklärung ist die Machurius-Sage nicht. Wollen wir nun realistisch werden: Als am wahrscheinlichsten gilt laut dem Heimatverein der Stadt, dass der Name Lingen seine Wurzeln in den Niederlanden hat, was aufgrund der geographischen Nähe auch nicht ganz abwegig ist. Dort gibt es, kurz nachdem der Rhein die Landesgrenze zu unseren Nachbarn überquert, einen über 100 Kilometer langen Fluss namens Linge, sowie eine kleine Gemeinde mit dem Namen Lingewaard. Allgemein bezeichnet das niederländische Wort „linge“ einen Wasserlauf, ob natürlich oder künstlich. Daher hat der Fluss seinen Namen bekommen. Der Teil „-waard“ kann mit dem deutschen Begriff „der Werder“ gleichgesetzt werden, welcher eine flache Landschaft in einem Flussgebiet, beschreibt. Da die Stadt Lingen in der Vergangenheit dem niederländischen Einfluss ausgesetzt war, kann es gut sein, dass die Bezeichnung für das Siedlungsgebiet in der Nähe der Ems aus dem Westen herüberschwappte.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Stadt dann im Jahr 975 unter dem Titel „Liinga“. In diesem Dokument übertrug der damalige deutsche Kaiser Otto II. drei Höfe an den Bischof von Osnabrück. Einer dieser Höfe war der Ursprung für das heutige Lingen.

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